Auch wenn das Thema RAM-Batterien in Europa Geschichte zu sein scheint und der geschätzte User Basic hier nur noch selten anzutreffen ist, möchte ich das Thema nochmals aufgreifen.
Mich stört die rel. schlechte Batterienutzung etlicher HM-Geräte. Und der ökologische Aspekt der Batterieverwendung wird an dem herumliegenden Tütchen mit Altbatterien, welches leider auch beim letzten Discounter - Besuch wieder mal vergessen wurde, augenfällig.
Der Schweizerische Batterieexperte Rolf Zinniker von der ETH berichtete schon vor > 10 Jahren, daß man normale Alkali-Mn Zellen ca. 5 .. 10 mal regenerieren, also "laden" kann [
Zinniker-regenrieren-2006;
Zinniker-Bulletin SEV;
Zinniker-Navina].
Gesammelte Hinweise und Aussagen aus Zinnikers Artikeln
- Das Regenerieren ist unbedingt auf Alkali-Mangan-Batterien zu beschränken. Das Regenerieren mit anderen Batteriesystemen funktioniert bestenfalls nicht oder kann auch zur Folgeschäden wie Brand führen. Das gilt besonders für Lithium Primärzellen.
- Optimal funktioniert das Regenerieren mit teilentladenen Alkalibatterien (Zellenspannung >= 1.2V). Tiefentladene Batterien (<1V) funktionieren nicht mehr oder nicht mehr so gut. Also ideal für die meisten HM-Geräte
- Der Innenwiderstand der Alkalibatterie sollte > 5 Ohm sein
- Ladeschlußspannung 1.65V (max. 1.7V)
- Eine Alkalibatterie kann 3 bis 10 mal aufgeladen werden
- Ladestrom 20mA ... 80mA; max. 100mA für AA
- Gepulster Strom soll bessere Ergebnisse liefern als konstanter Strom. Die gewählten Spannungsregler könnten das durch den enable Eingang leisten, habe ich aber noch nicht umgesetzt
- Die Regenerierung funktioniert nicht immer, je nach Vorgeschichte der Batterie. Dann bleibt nur noch die Entsorgung.
Da AA und AAA Alkali-Baterien ca 0,2 EUR/Stck kosten, muß ein Experiment auch entsprechend ökonomisch realisiert werden. So habe ich ca. 1,6 EUR und etwas Bastelzeit für einen Versuch investiert. Die Schaltung hat experimentellen Charakter und ist deshalb eher zugunsten des Aufwands als der Technik optimiert.
Über Aliexpress habe ich 6 AA Batteriehalter zu insgesamt 0,60 EUR erworben und mit einem Spannungsregler kombiniert. Den Spannungsregler gibt es zu 1 EUR Einzelpreis oder bei Abnahme von 5 Stück zu 0,60 EUR. Er kann durch Durchtrennen der Leiterbahn und Auflöten einer Brücke als Festspannungsregler eingesetzt oder auch mit einem winzigen Trimmer stufenlos eingestellt werden.
- Zwei Auführungen des 5V 3A Buck Wandlers mit MP2315. Die USB Version ist fest auf 5V eingestellt und hat einen Verpol- und Überspannungsschutz.
Die kleinere Version ist in Stufen oder variabel einstellbar.
Die Qualität und Regelgüte ist ordentlich, Er, oder sein "Bruder" mit USB, der auch noch einen Überspannungsschutz hat, findet bei mir vielfältige Verwendung z.B. für die WeMos oder auch den "Über-RasPi"
OrangePi Plus 2e.
- Buck Wandler von unten. Normalerweise wird die rot eingekreiste Leiterbahn durchtrennt und eine Brücke bei der entsprechenden Spannungsmarkierung gelötet (blauer Balken).
In dieser Anwendung wird die Leiterbahn NICHT durchgetrennt, aber eine Brücke bei 1.8V gesetzt. Mit dem Trimmer wird die Spannung auf 1.65V justiert.
Die 6 Batteriehalter werden mit einer uralten Pertinax-Streifenleiterplatine, die heute für ernsthafte Elektronikbasteleien nicht mehr eingesetzt wird, mechanisch und masseseitig auch elektrisch verbunden.
- Der Versuchsaufbau zur Regenerierung von Alkali-Mangan Batterien.
Die Pluspole werden jeweils über 50 Ohm auf die 1.65V Spannungsversorgung geschaltet. Das führt zu einem Maximalstrom von 17mA bei entleerter Batterie und ist damit sehr konservativ ausgelegt, was zu Lasten der Ladezeiten geht. Aber derzeit regeneriere ich damit mehr Batterien als ich "aufbrauchen" kann.
Der Schaltregler selbst wird über ein übliches 5V, 12V oder 15V Netzteil versorgt, welches idealerweise auch noch eine andere 24/7 Funktion hat.
Hat man 12V zur Verfügung dann kann man auch noch einen zweiten Schaltregler auf 9.9V einstellen und über einen 200 Ohm Widerstand eine 9V Blockbatterie regenerieren.
Die Schaltregler verschwinden in einem Reststück Kabelkanal und als Gehäuse, in dem auch die regenerierten Batterien gesammelt werden, dient eine alte Box für Wattestäbchen vom Discounter.
Die ausgebauten Batterien werden in das Batteriefach eigelegt und verbleiben dort ein bis drei Wochen. Die Spannung wird gelegentlich mit einem "ehda" Multimeter nachgemessen.
Bei etwas über 1.6V werden die Batterien als regenriert angesehen und einem erneuten Einsatz zugeführt.
Meine bisherigen Erfahrungen:
- Das Regenerieren scheint zu funktionieren
- Bisher habe ich Batterien nur einmal regeneriert (ich betreibe diese Sache noch nicht so lange)
- Batterien, die recht leer waren, also ca. 0.8V oder 0.9V beim Start hatten, lassen sich tatsächlich schlechter regenerieren. Hier konnten mit dem 50Ohm Vorwidrstand 1.25V nicht überschritten werden. Ob das an den Batterien (Ikea) oder dem Entladezustand lag, kann ich nicht sagen
- Wahrscheinlich erhöht sich beim Regenerieren der Innenwiderstand und die Kapazität wird sinken. Deshalb verwende ich die regenerierten Batterien (noch) nicht für Einsätze mit hohem Spitzenstrom oder hohem Anspruch an die Verfügbarkeit (z.B. Keymatic)
Wer nicht basteln mag, kann bei Aliexpress auch RAM-ähnliche Batterien und passende Ladegeräte kaufen. Gibt es für AA und AAA, jeweils um ca. 20EUR, was wirtschaftlich nicht so eindeutig wie die hier vorgesteklte Bastellösung ist.
Es ist zu hoffen, daß diese Ladegeräte eine schachtindviduelle Laderegelung haben, die den Strom bis zur Abschaltspannung hoch halten und dann passend abschalten. Das könnte die Regenerierungszeit deutlich reduzieren. Wäre auch ein nettes WeMos-Projekt, wenn sich die Methode bewährt
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Apropos AAA: Der Vorwiderstand von 50Ohm ist für AA schon eher auf der sehr vorsichtigen und für AAA noch auf der vorsichtigen Seite. AAA Batterien lassen sich also auch mit dem Versuchsaufbau regenerieren, allerdings sind nochmals 0,69 EUR für 5 AAA zu AA Adapter zu investieren.